Madeline Miller

„Ich könnte ihn allein durch Berührung, durch Geruch erkennen; ich würde ihn blind erkennen, an der Art, wie sein Atem kam und seine Füße den Boden berührten. Ich würde ihn im Tod erkennen, am Ende der Welt.“

„Und vielleicht ist es letztendlich der größere Schmerz, auf Erden zurückgelassen zu werden, wenn ein anderer Mensch nicht mehr da ist.“

„Er ist die Hälfte meiner Seele, wie die Dichter sagen.“

„In der Dunkelheit zwei Schatten, die durch die hoffnungslose, schwere Dämmerung greifen. Ihre Hände berühren sich, und Licht ergießt sich in einer Flut wie hundert goldene Urnen, die aus der Sonne strömen.“

„Nenn mir einen Helden, der glücklich war.“ Ich überlegte. Herakles wurde wahnsinnig und tötete seine Familie; Theseus verlor seine Braut und seinen Vater; Jasons Kinder und seine neue Frau wurden von seiner alten ermordet; Bellerophon tötete die Chimäre, wurde aber durch den Sturz vom Rücken des Pegasus verkrüppelt. „Das kannst du nicht.“ Er saß jetzt aufrecht und beugte sich vor. „Ich kann nicht.“ „Ich weiß. Man lässt dich nie berühmt UND glücklich sein.“ Er hob eine Augenbraue. „Ich verrate dir ein Geheimnis.“ „Erzähl schon.“ Ich liebte es, wenn er so war. „Ich werde der Erste sein.“ Er nahm meine Hand und hielt sie an seine. „Schwör es.“ „Warum ich?“ „Weil du der Grund bist. Schwör es.“ „Ich schwöre es“, sagte ich, gefangen in der Röte seiner Wangen, dem Feuer in seinen Augen. „Ich schwöre es“, wiederholte er. Wir saßen einen Moment so da, unsere Hände berührten sich. Er grinste. „Ich könnte die ganze Welt roh verschlingen.“

„Wenn er stirbt, werden alle weichen, schönen und strahlenden Dinge mit ihm begraben.“

„Ich bestehe aus Erinnerungen.“

„Doch im einsamen Leben gibt es seltene Augenblicke, in denen eine andere Seele sich der eigenen nähert, wie Sterne einmal im Jahr die Erde streifen. Ein solches Sternbild war er für mich.“

„Wir waren wie Götter im Morgengrauen der Welt, und unsere Freude war so hell, dass wir nichts anderes sehen konnten als den anderen.“